Ich durfte sehr berührende und bestärkende Kar- und Ostertage erleben und darf mich auch noch auf den SeelenZeitRaum am Sonntag freuen.
Aber Achtung! Hartmut Rosa:
Das Entscheidende dabei ist nun allerdings, dass ich diesen Moment nicht erzwingen kann.
Ich kann teure Eintrittskarten kaufen, für das beste Konzert und denken: Heute Abend!!
Aber ich bin nicht berührt, angesprochen….
(Übrigens versuchen wir uns, wenn so etwas passiert, dann immer mit Gewalt einzureden,
dass es doch wahnsinnig toll war, dass es unglaublich gut war!
Ich glaube, je stärker Leute in ostentative Begeisterung ausbrechen,
umso weniger Resonanz war wahrscheinlich tatsächlich wirksam.)
Beim Musikhören nehmen wir wahr: Hier geht es eigentlich nicht ums kontrollieren, steigern.
Da höre ich einfach nur. Mich erreicht etwas. Musik hat die Kraft zu transformieren.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass man das sogar leiblich spürt,
wenn einen Musik ergreift oder wenn einen irgendetwas anruft und man darauf reagiert.
Da ändert sich sozusagen der körperliche Aggregatszustand.
Man merkt richtig: Da kommt so etwas wie Atmen, wie eine atmende Weltbeziehung ins Leben.
Und genau das ist der Moment, da erreicht mich etwas, ja da ruft mich etwas an.
Dann weiß ich noch nicht, was dabei herauskommt, angerufen zu sein,
aber so beginnt ein Resonanzmoment.
Wenn sich wirklich Resonanz ereignet, dann findet auch Transformation, Anverwandlung statt.
Das Spannende daran ist – und ich glaube, das habe ich bisher unterschätzt:
Niemand kann vorhersagen, was dabei herauskommt.
Zur Unverfügbarkeit, der Resonanz gehört daher ihre Ergebnisoffenheit.
Wir brauchen die Fähigkeit „uns anrufen zu lassen“
eigentlich ist es nicht nur eine Fähigkeit, es ist ein anderes Weltverhältnis.
Hartmut Rosa: „Demokratie braucht Religion“ S. 56 – 66
Martin Knöferl