Vor Jahren wurde die enge Straße, die von Hörzhausen nach Peutenhausen und dann weiter zur B 300 führt, verbreitert und im Zuge dieser Maßnahme auch eine enge Kurve entschärft. Dabei ergab es sich, dass ein Wegkreuz nicht mehr am Rand der Straße, sondern plötzlich irgendwo im Niemandsland stand. Eigentlich nahm ich von ihm keine Notiz, ich fuhr achtlos, und wie ich jetzt im nach hinein festgestellt habe, an ihm und an drei weiteren Kreuzen bis zur Bundesstraße vorbei.
Eines Tages aber fiel mir auf, dass sich der Corpus vom Kreuz löst, ganz schräg hängt und das Kreuz selbst verrottet. Von da an drängte sich das Kreuz in meinem Blick und in meine Gedanken. Ein verkommenes Kreuz vor meinem Wohnort?! Besser ein verkommenes Kreuz als gar keines? Lieber kein Kreuz als ein verkommenes?!
In der zweiten Bürgermeisterin der Stadt Schrobenhausen und Ortsverantwortlichen fand ich eine verständnisvolle Ansprechpartnerin. Sie brachte die Situation in den Dorfrat ein, in dem beschlossen wurde, mich mit der Gestaltung eines neuen Wegkreuzes zu beauftragen. Der Einfall kam, ein geeigneter Platz drängte sich förmlich auf. Meine Idee irritierte, so was hatte es noch nicht geben. Ein Kreuz, nicht aus Holz! Kein Christus!! Und nicht einmal Bäume links und rechts!!!
Und irgendwie kam es doch dazu, dass ich beauftragt wurde und in kurzer Zeit die Spenden da waren, es zu finanzieren.
Viele Menschen nahmen an der Einweihung teil und der Hauptkritiker entschuldigte und bedankte sich bei mir. Er habe sich das wirklich nicht vorstellen können.
Ich fahre keinen Tag achtlos an ihm vorbei und ich freue mich, wenn ich höre wie vielen Menschen es bedeutsam geworden und wenn ich so dann und wann Radfahrer sehe, die auf den Bänken Rast machen.
An Allerheiligen wurde das Vokalensemble QuintenZirkel in den Vatikan eingeladen, den Festgottesdienst mit Papst Benedikt musikalisch zu gestalten. Sie hatten sich entschieden, das Wegkreuz auf das Liedblatt zu kopieren.
Martin Knöferl