In der Zwischenzeit habe ich Hartmut Rosas „Unverfügbarkeit“ gelesen und habe für mich eine Zusammenfassung versucht . Was er schreibt, lässt sich m.E. auch mit den Haltungen von Staunen, Achtsamkeit und Ehrfurcht ausdrücken. Mir ist auch aufgegangen, dass der zunehmende Zugriff des Verfügen-Wollens über alles und jedes, das ich durchaus in vielen Denk- und Sprachstrukturen und Mentalitäten (auch bei mir als Teil einer so ausgerichteten Gesellschaft) entdecke, fast zwangsläufig immer mehr zu einer kritischen Sicht oder auch zu Unverständnis dessen führen kann, was mit „Gott“ ausgedrückt ist. Das letzte Kapitel IX macht schon betroffen.
Unverfügbar
Das, worüber ich verfüge,
mache ich mir untertan,
binde es fest an meiner Vorstellung
und lass es spüren:
Du bist mir zugeeignet.
So enteigne ich es seines Wesens.
Was lebendig bleiben soll,
darüber darf ich nicht verfügen,
sonst unterbinde ich die Chance
des Werdens und Wachsens
zum Mehr an Leben,
versündige mich
an seiner Zukunft.
Wenn ich etwas in meine Verfügung nehme,
muss ich mich besinnen,
ob ich ihm gerecht werde.
Über jemand zu verfügen,
ist immer Unrecht.
Günter Grimme
Ehemaliger Direktor der Katholischen Jugendfürsorge, Autor
Augsburg