Unter der Überschrift „Fragile Fortschritte“ beschreibt Ottmar Fuchs, wie nach Jahrzehnten der Hoffnung, dass es eine fortschreitende gesellschaftliche Entwicklung zum Besseren gibt, viele diesen Optimismus verloren haben oder gerade dabei sind dies zu tun.
Dies ist auch ein Phänomen im kirchlichen Leben und Handeln, wie ich es an mir selbst erlebt habe und erlebe.
Ich erinnere mich daran, wie ernst es mir war, wie ich voller Engagement daran mitgewirkt habe, das Reich Gottes vor Ort, bestärkt von Momenten, in denen sich Himmel und Erde berührten, voranzubringen, wenn nicht gar zu vollenden.
Jetzt freue ich mich, dass ich auch nach und in Phasen der Verkrampftheit, die mich immer wieder überkommen, ein wenig darüber und über mich lächeln kann:
„Es gibt das Humanum, es gibt Liebe und Gerechtigkeit immer wieder, sie blühen auf an bestimmten Orten und in bestimmten Zeiten, werden aber auch immer wieder vernichtet.
Wenn es eine große Utopie gibt, dann ist diese in ihrer vollkommenen Fülle nur im Jenseits zum Sein herstellbar in einer Wirklichkeit, die wir uns nicht vorstellen können, wenn man noch daran glauben mag.
So sind wir auf Kleinutopien begrenzter Art angewiesen, die sozusagen aus der erhofften künftigen Fülle episodisch ins Jetzt herüber schwappen und die ständigen Neuansätze von Liebe und Gerechtigkeit stimulieren.“
aus: Manfred Böhm/Ottmar Fuchs, Würde statt Verwertung, echter-Verlag, S. 38
Martin Knöferl