Am letzten Freitag im November mache ich mich wieder einmal auf meinen Wallfahrtsweg vom Kolpinghaus nach St. Ulrich in Augsburg. Ich habe mir vorgenommen auf dem Rückweg die Mittagsmesse in St. Moritz mitzufeiern.
Wie ich so in der Kirche sitze, fällt mir ein, dass heute Abend das Projekt „24 Stunden-Palestrina-Musik“ im Dom stattfindet und dass Bischof Bertram diese Nacht mit einem Gottesdienst beginnen will. So entscheide ich mich für die Abendmesse mit Bischof Bertram.
Am Spätnachmittag hatte ich Beichtdienst im Dom und komme anschließend mit einem Mesner ist Gespräch. Er sagt mir, dass der Bischof keine Messe feiern wird, sondern wohl eine Andacht hält. Daraufhin überlege ich und entscheide mich für die Abendmesse in St. Ulrich. An diesem Tag komme ich nun zum zweiten Mal in die Basilika und gehe in eine der markierten Bänke.
„Ich liebe dich!“
Als ich mich hinsetze, sehe ich einen kleinen Zettel auf dem Polster liegen. Er hat die Größe eines Türklingelschildes. Mein erster Gedanke: In Coronazeiten fasst man keine fremden Zettel an. Es siegt aber die Neugierde. Ich nehme ihn zur Hand und lese darauf die Worte: „Ich liebe dich!“ Ich vermute, dass Kinder mehrere solcher Zettel geschrieben und in den Kirchenbänken verteilt haben. Also schaue ich in die Bank vor mir und hinter mir, aber da sind keine weiteren Zettel. Während der Messfeier gehen mir das Ganze nicht mehr aus dem Sinn.
Es ist doch seltsam: ich komme heute zum zweiten Mal in diese Kirche und hatte doch ursprünglich vor im Dom die Abendmesse mitzufeiern. Nun sitze ich zufällig in diese Bank mit dem Zettel und lese immer wieder die Worte: „Ich liebe dich!“ Es wird für mich immer mehr eine Botschaft Gottes an mich.
Das hat mich sehr berührt und bewegt mich bis heute. Einige Tage später bin ich in der Abendmesse im Dom, wo besonders im Anliegen für geistliche Berufe gebetet wird. Die Predigt hält Abt Theodor Hausmann von St. Stephan in Augsburg. Darin erwähnt er ein barockes Bild des Tagesheiligen. Er beschreibt wie Franz-Xaver auf diesem Bild dargestellt wird. Unter anderem liegt unter seinem Arm ein Blatt mit den Worten: „Gott, ich liebe dich!“
Ich kann es erst gar nicht wirklich glauben: Wieder ein Zettel mit fast ähnlichen Worten. Diesmal eine Liebeserklärung des Menschen an Gott. Für das, was ich da ohne mein Zutun am Beginn des Advents erlebt habe, bin ich sehr dankbar. Mir ist bewusst: SEINE göttliche Liebeszusage wartet auf meine liebende Antwort.