Seifenblase

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Seifenblase 377 283 Manfred Bauer

Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt. Matthäus 16,26

Die Welt gewinnen???

  • als Jesus gelebt hat und auch zu der Zeit als das Matthäusevangelium abgefasst worden ist, hat es sich vermutlich niemand vorstellen können, dass es ungefähr 2000 Jahre später, tatsächlich Menschen geben wird, die so viel Geld haben, dass sie damit zumindest die halbe Welt kaufen können.
  • Jeff Bezos, der Eigentümer von Amazon gilt derzeit als reichster Mensch der Welt. Im gehören laut Schätzungen 152 Milliarden US-Dollar.
  • Dieses Vermögen ist so groß, dass man es sich gar nicht vorstellen kann. Vermutlich könnte man damit in Afrika ganze Staaten aufkaufen.
  • Die Zahl der Reichen und der Superreichen nimmt weltweit rasant zu, auch in unserm Land.
  • Ursache hierfür ist unser Wirtschaftssystem: Es führt dazu, dass diejenigen, die sehr intelligent sind und die gleichzeitig etwas riskieren, ihr Vermögen in bisher ungeahnte Größen vermehren können.
  • Was geschieht dabei eigentlich? Die Menschen versuchen sich die Welt anzueignen, oder wie es Jesus sagt, sie versuchen, möglichst viel von dieser Welt für sich zu gewinnen.
  • Mehr haben im materiellen Bereich, wird gleichgesetzt mit mehr Sein, also mit mehr Leben.
  • Rein philosophisch gesehen, ein absolutes Fehldenken. Das Haben und das Sein hat miteinander nichts zu tun!
  • Ob wir uns heute gut fühlen, oder glücklich, das hängt viel weniger mit dem materiellen Besitz zusammen, als wir wohl denken.
  • Die eigentliche Frage ist viel eher, darf ich in meinem Da-Sein Sinn erfahren.

Die Schöpfung erschöpft

  • lange Zeit haben die Menschen auch folgenden Zusammenhang nicht bemerkt oder ignoriert: die Welt gewinnen, das heißt auch, die Welt
  • Am 22. August war der so genannte Erdüberlastungstag bzw. der Welterschöpfungstag für dieses Jahr 2020.
  • Obwohl der Coronastillstand das Wirtschaftswachstum verlangsamt und diesen Tag noch etwas nach hinten geschoben hat, dennoch sind seit diesem Zeitpunkt schon alle Ressourcen für dieses laufende Jahr verbraucht.
  • Wir leben nicht nachhaltig, sondern von der Substanz. Wir verbrauchen die Erde!
  • Im Internet habe ich gelesen, wenn alle Menschen weltweit so leben würden, wie die Menschen in Deutschland, dann würden wir drei Erden benötigen.
  • Wenn es so weiter geht, wird irgendwann einmal der Punkt kommen, da können auch Menschen, wie Jeff Bezos mit ihrem vielen Geld nichts mehr kaufen!
  • Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt.
  • Dieses Wort von Jesus gilt auch für die Menschheit im Ganzen.
  • Es gibt die Gefahr, dass irgendwann einmal das Leben auf diesem Planeten Erde unmöglich sein wird.
  • Am 1. September begeht die Kirche den „Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung“.
  • Er besteht bereits seit 1989 in der Orthodoxen Kirche. Vor fünf Jahren im Anschluss an seine Umweltenzyklika „Laudato Si“ hat Papst Franziskus diese Anregung aufgegriffen.
  • Ziel sei es, so der Papst „jedes Mal aufs Neue JA zu sagen, Beschützer des Werkes Gottes, zu sein“.
  • Gemeint sind wir, du und ich, wir sind die Beschützer des Werkes Gottes, seiner Schöpfung!
  • Vielleicht können wir alle am Anfang September das neue Schul- und Arbeitsjahr in diesem Sinne beginnen, als Beschützer des Werkes Gottes.

Resonanz statt Aggression

  • Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?
  • Antwort: Nichts!!!
  • Wenn jedoch unser ganzes Wirtschaftssystem und auch unser Denken nach dem System der Weltaneignung funktionieren, gibt es dann irgendwo einen Ausweg?
  • Oder ist am Ende alles hoffnungslos? Sinnlos?
  • In der Zeit der Corona-Pause habe ich das viel beachtete Buch „Unverfügbarkeit“ des Deutschen Soziologen Hartmut Rosa gelesen.
  • In meinen Augen wir darin ein möglicher Ausweg aufgezeigt, der zunächst einmal in unserem Denken beginnt.
  • Die Grundfrage die sich stellt, lautet, wie gehen wir auf die Welt zu? Wie „begreife ich“ – im wahrsten Sinne des Wortes die Welt?
  • Machen wir uns bewusst: Die Welt, alles um mich herum ist für mich unverfügbar, es sollte zumindest unverfügbar sein. Christlich können Sie sagen, diese Welt, sie gehört dem Schöpfer.
  • Wir können uns die Welt verfügbar machen, wir können auf die Welt mit Aggression zu gehen, sie uns aneignen: eines jedoch wird dabei nicht entstehen, obwohl wir es uns so sehr wünschen, eine dauerhafte Sinn- und Glückserfahrung.
  • Das was wir Menschen uns eigentlich wünschen, ist die Erfahrungen einer Innerlichkeit.
  • Hartmut Rosa nennt diese innere Welterfahrung „Resonanz“.
  • Resonanz können Sie vielleicht auch übersetzen mit Sinnerfahrung. Etwas von außen Kommendes lässt mich mein Leben als wertvoll erfahren!
  • In mir kommt durch eine Begegnung, durch etwas, was mir gelingt, eine Saite zum Klingen, Es bereichert und beschenkt mich, ohne dass ich genau weiß wie!
  • So etwas kann ich nicht machen oder herstellen, so etwas entsteht, wenn ich die Welt in der ich lebe im Letzten für mich „unverfügbar“ lasse.
  • Und das gilt auch für die Menschen! Nichts und niemanden besitze ich, auch nicht „meine“ Frau, „meine“ Kinder!
  • Durch alles, was mir begegnet scheint für mich als Christ, etwas vom Schöpfer hindurch, von Gott, der für mich für immer unverfügbar bleibt.
  • Wer aus vielen kleinen kostbaren Resonanzerfahrungen heraus sein Leben gestaltet, der merkt immer mehr, dass er dadurch die Welt gewinnt, ohne dass die Welt verbraucht wird, ohne dass er/sie wie es Jesus sagt, das Leben einbüßt.
  • Beginnen wir den Tag indem wir uns innerlich frei machen von Wünschen und Erwartungen, beginnen wir mit dem kleinen Gebet: Herr mache mich heute empfänglich, für all das was du mir schenken willst.
  • Schließen wir den Tag ab, indem wir uns in Stille fragen, über welche drei Kleinigkeiten durfte ich mich heute freuen. Und vielleicht beten wir noch, „Danke Vater, dass Du mich heute so reich beschenkt hast“

Pfarrer Manfred Bauer, Augsburg

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