Ein junger Mann, darf seinen Großvater zu einer Ratsversammlung der Sioux begleiten.
Der Rat der Ältesten hatte über eine Anfrage der Regierung zu entscheiden, die einen Teil des Landes kaufen wollte.
Der junge Mann nahm Platz hinter seinem Großvater, der mit den anderen Ältesten im Rat saß.
Der traditionelle Redegegenstand – das kann ein nahezu beliebiges Symbol sein;
nur wer es in den Händen hält, darf sprechen, während alle anderen zuhören – kreiste,
und mit großer Ruhe und Andacht wurde eine Geschichte nach der anderen geteilt.
Der junge Mann war sehr berührt von all den Erinnerungen und Geschichten,
die nicht nur ein Bild des Ursprungs zeichneten,
sondern den Stolz und die Freude darüber fühlen ließen, was es bedeutet, ein Sioux zu sein.
Es gab jedoch eine starke Stimme in diesem jungen Mann, die sich fragt,
wann denn nun endlich über das Anliegen der Regierung gesprochen würde.
Nach mehr als vier Stunden wurde der Redegegenstand wieder traditionell verhüllt
und nach längerer Zeit des Schweigens ging der Rat auseinander.
Der junge Mann platze vor Ungeduld und überschüttete seinen Großvater mit Fragen:
„Was war das?!
Warum habt ihr keine Entscheidung getroffen?!“
„Du hast wohl nicht richtig zugehört?!“,
lautete die Antwort des Großvaters.
„Die Entscheidung ist getroffen.
Das Land wird nicht verkauft.“
Jan Fredrichs: Wilde Kirche Patmos S. 58
Wie dankbar ich bin, Geschehen dieser Art zu erleben.
Ich denke an den Gesprächskreis „Unverfügbarkeit“.
Wir erzählen von Freude und Gelingen.
Wir hören einander.
Wir geben Resonanz.
Erstaunlich, was sich anverwandelt.
Martin Knöferl
