Das wichtigste ist, dass ich aufhöre.

Das wichtigste ist, dass ich aufhöre.

Das wichtigste ist, dass ich aufhöre. 150 150 Martin Knöferl

Das ist eines meiner Lieblingswörter – aufhören.

Einerseits meint dieses großartige Wort „aufhören“ anhalten, stoppen.

Andererseits heißt das Wort auf – hören,

Dass ich, während ich am Abarbeiten der To-do-Listen bin, mich im Hamsterrad, im rasenden Stillstand verausgabe,

aufwärts höre, nach außen lausche, mich anrufen und erreichen lasse von etwas anderem,

von einer anderen Stimme, die etwas anderes sagt,

als das, was auf meiner To-do-Liste steht, und was sowieso erwartbar ist.

Ich bin immerzu im Aggressionsmodus,

denn ich muss das noch abarbeiten, ich muss jenes kaufen, ich will dies haben, ich will das erfahren und so weiter.

Und die Frage ist, geht es auch anders?

Schon beim Musik hören stellen wir fest: Hier geht es eigentlich nicht ums Kontrollieren, Steigern.

Beim Hören höre ich nur, aber irgendwie bin ich dann doch versucht,

rasch noch diese WhatsApp und mal zu gucken, was im Journal seht

und damit höre ich eigentlich schon auf Musik zu hören.

Aber plötzlich, plötzlich höre ich auf.

Ich höre auf, da erreicht mich etwas.

Musik hat die Kraft zu transformieren.

Manchmal habe ich das Gefühl, das man das sogar leiblich spürt, also wenn einen Musik ergreift,

oder wenn einen irgendetwas anruft und man darauf reagiert.

Da ändert sich sozusagen der körperliche Aggregatszustand.

Man merkt richtig: Da kommt so etwas wie Atem, eine atmende Weltbeziehung ins Leben,

und genau das ist der Moment, da erreicht mich was, da ruft mich etwas an.

Dann weiß ich noch nicht, was dabei herauskommt, angerufen zu sein,

aber so beginnt ein Resonanzmoment.

 

aus: Hartmut Rosa, Demokratie braucht Religion, S. 56ff, Kösel-Verlag

Martin Knöferl

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