„Das Leben fängt klein an. Und es wächst“

Franziska Demuth

„Das Leben fängt klein an. Und es wächst“

„Das Leben fängt klein an. Und es wächst“ 1790 1838 Franziska Demuth

Vom Wachsen und Er-Wachsen eines Kinderchors

Oftmals passieren wunderbare Dinge einfach so.
„Chorino“ ist so ein Fall. „Chorino“ ist mir auch einfach passiert. Als mein Chef mich im Sommer 2020 fragte, ob ich Lust hätte, einen Kinderchor zu gründen, war ich zuerst sehr erstaunt. Ich hatte mit dieser Anfrage nie gerechnet. Schon gar nicht, weil ich keine ausgebildete Chorleiterin bin und zum damaligen Zeitpunkt nicht mal Noten lesen konnte – auf der Gitarre kommt man mit Akkorden und entsprechenden Griffen schon recht weit.

Im Gespräch wurde mir immer mehr bewusst, dass ich mich dieser neuen Aufgabe stellen möchte.
Allem voran mein Bauchgefühl – der noch etwas zweifelnde Kopf kam dann später nach. Nach der ersten Werbung für den neuen Chor, kam eine junge Kollegin aus der Pfarrei auf mich zu, um mich zu fragen, ob ich noch Unterstützung bei der Chorleitung gebrauchen könnte. Eine glückliche Fügung, mit der ich ebenso wenig gerechnet hatte. Marie Hartung unterstützt mich nun seit Beginn ganz großartig in der Leitung und es gab mehrfach Situationen, in denen wir zu zweit viel besser mit den Kindern interagieren konnten, als alleine – ein wahrer Schatz!

Als das erste Infotreffen für die Eltern im September stattfand, hatte ich aus irgendeinem Grund wirklich Angst, mit nur wenig Familien dazustehen. Das Resultat: 15 Familien kamen zu dem Treffen. Ein stiller Wunsch, den ich zuvor nicht geäußert hätte, war in Erfüllung gegangen. Schlussendlich kamen 12 Kinder zur ersten Probe und von da an ging es schon fast magisch weiter: mit jeder Probe wuchs der Chor. Es gab kaum einen Donnerstag, an dem nicht wieder ein bis zwei neue Kinder dazu kamen.

Dann, nach nicht einmal drei Monaten Probenzeit, der erneute Lockdown. Stillstand für „Chorino“.
Nach gepackten und persönlich ausgefahrenen „Chorino“-Paketen für alle kleinen Sänger*innen, entschieden wir uns im darauffolgenden Frühjahr 2021 die Proben wieder aufzunehmen – allerdings digital via Zoom. Diese Entscheidung hatte ich lange überdacht, weil ich nicht wollte, dass die Kinder durch den Wechselunterricht und die damit verbundenen Videokonferenzen am Vormittag zusätzlich am Nachmittag durch die Chorprobe vor dem PC sitzen mussten. Aber siehe da: auch bei den digitalen Proben erfuhren wir eine enorme Resonanz und alle Kinder waren noch mit dabei – kein einziges war über die Lockdown-Phase „abgesprungen“.

Im Sommer war es dann soweit. Endlich wieder Präsenzproben! Hier zeigte sich ein ähnliches Bild, wie im vergangenen Herbst: zu jeder Probe kamen neue Kinder dazu. Für mich ist die Energie und die Freude, die sich in jeder Probe erneut aufbaut, ein kleines Wunder. Die strahlenden Kinderaugen und der geteilte Spaß an der Musik sind ein reines Geschenk.

Chorino Erntedank 21

Chorino an Erntedank 2021

Letzen Sonntag, Erntedank, durfte „Chorino“ Geburtstag feiern. Unser erster Auftritt hatte sich gejährt. ErnteDANK – passender geht es wohl nicht. Denn von anfangs 12 Kindern ist unser Chor nun auf eine Mitgliederzahl von über 30 angewachsen. Ich schaue voller Dankbarkeit und Ehrfurcht auf diesen kleinen Spross, der innerhalb eines Jahres zu einer stattlichen Pflanze geworden ist.

„Das Leben fängt klein an. Und es wächst.“ Ein Zitat aus meinem Lieblingsbilderbuch „Leben“ von Cynthia Rylant und Brendan Wenzel, das wunderbar zu diesem Wachstumsprozess passt. Und ich finde, dass es noch viel mehr zu Kirche im Generellen und unserer individuellen Berufung passt. Da, wo Menschen das tun und anbieten, was ihnen aufrichtig Freude bereitet, wo sich die individuelle Berufung mit dem Bedarf der Menschen vor Ort kreuzt, da geschieht Wachstum, da wächst Kirche, da wird das Reich Gottes auf Erden spürbar.

Und oftmals ist das, was uns da wunderbares passiert, überhaupt nicht mühsam und von Überraschungen geprägt. Natürlich lebt das Resonanzgeschehen von der persönlichen Hingabe und dennoch glaube ich, dass wir uns zusätzlich auf eine gewisse „göttliche Resonanz“ verlassen dürfen. Denn das Leben, das Wachsen und Er-Wachsen ist immer ein Geschenk. Eines, das schon in uns gelegt wurde, bevor wir es überhaupt wussten. Deshalb dürfen wir uns mutig ins Leben trauen und auf die Zusage Gottes ver-trauen: „Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?“ (Jes 43,19)

Franziska Demuth ist Religionspädagogin und Sozialpädagogin,
lebt und arbeitet in der Pfarreiengemeinschaft Aichach als Gemeindeassistentin
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