Vom Aggressionsmodus schreibt Hartmut Rosa und in meiner intensiven Beschäftigung mit seinen Wahrnehmungen nehme ich bei mir wahr, wie durchdrungen ich von diesem Aggressionsmodus bin.
„aggredere“, dieses lateinische Wort, das übersetzt, herangehen, angreifen (in die Hand nehmen) bedeutet, beschreibt das existentielle Sosein des Menschen, ein Gut.
Und dann gibt es wohl den kritischen Punkt, wo das heran gehen, überrennt, wo das „angreifen“ gewalttätig wird, wo das in die Hand nehmen, übergriffig ist.
Es irritiert Viele, dass in unserer aufgeklärten Gesellschaft so viel Gewalt und Zorn herrscht.
Zornig sind wir heute! Wie leicht entflammt unsere Wut! Wir sind empört! („Ich krieg so’n Hals!“), weil unsere Ansprüche nicht befriedigt oder unsere Rechte nicht respektiert werden –
und wir haben hohe Ansprüche und viele Rechte!
Bereits eine kurze Fahrt mit dem Auto bringt mich in Berührung mit dem eigenen Zorn und mit den vielen anderen Zornigen. Für die Aggressionsepidemie auf den Straßen gibt es bereits einen eigenen Namen: „road rage“…
So hilft mir Rosas Buch zu verstehen, “woher all der Frust und der Zorn auf das Leben und die Gesellschaft und die Verzweiflung über die Welt resultieren mögen, die uns doch in historisch beispiellosem Maße offen und zur Verfügung steht.
Sie haben ihre Ursache nicht in dem, was uns immer noch verwehrt ist, sondern in den dem, was wir verloren haben, weil wir über es verfügen und herrschen.“
(Unverfügbarkeit Schluss)
Martin Knöferl