Vom Hören

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Vom Hören

Vom Hören 1280 848 Martin Knöferl

Die Stühle stehen in Reih und Glied, der Veranstaltungsraum ist gelüftet und wohltemperiert, die Blumen, die später auf den, aus den Stühlen gebildeten Stehtischen ihren Platz finden werden, sind schön arrangiert. Der Honig, den die Musikerinnen und Musiker als kleinen Dank erhalten ist bereit gestellt . Noch ein Blick in das Zimmer, in dem die Getränke ausgegeben werden, Wasser, Saft, Wein, Merci- Schokolade, alles ist vorbereitet. Vorfreude kommt auf.

Und dann kommen sie, die Musikerinnen und Musiker, ich helfe Instrumente, sofern ich sie tragen darf, in den Raum zu bringen, Garderobe und Instrumentenkoffer verstaue ich in einem Nebenraum. Wenn es die Musiker nicht stört, setze ich mich in den Raum und nehme schon mal einen Anklang auf. Die Instrumente werden gestimmt, wenn ein Keyboard da ist, wird der Ton von diesem abgenommen, sonst werden Handys oder Stimmgeräte ausgepackt. Routine, die ich so gewohnt bin.

Aber was ist heute?! Da nimmt die Musikerin Geige und Bogen in die Hand, streicht über die Seite, dreht leicht am Wirbel, streicht die Seite wieder an, nochmal ein leichtes Drehen, streichen. Sie nickt und die weiteren Ensemblemitglieder schauen auf sie, sie streicht die Seite an und jetzt beginnen diese ihr Instrument zu stimmen, sie ihrerseits stimmt die weitern Seiten??

Was ist jetzt denn da los?! Noch bevor das Konzert beginnt, gibt es eine Gelegenheit sie zu fragen. Ja, sie hat das absolute Gehör, sie braucht kein Stimmgerät! Ihre Kollegen haben kein absolutes Gehör, sie haben ihr Stimmgerät, das sie sonst brauchen, heute gar nicht dabei, sie nehmen den Ton von ihrer Kollegin ab. Absolutes Gehör ! –

Das Ensemble Philomele vocalis kommt ins Forum11, Vorbereitungen und Vorfreude, wie schon oben beschrieben, mit dem Unterschied, Instrumente bringen sie nicht mit, sie sind das Instrument. Sechs Instrumente, ein sechsstimmiges Vocalensemble. Ich darf wieder im Raum bleiben, die Sängerinnen und Sänger stellen sich auf, machen Stimmübungen, ich warte, dass eine Flöte oder Stimmgabel hervorgeholt wird, da summt Elisabeth Havelka Töne in Richtung der Ensemblemitglieder, diese nehmen den Ton auf und dann beginnen sie auf ein Zeichen von Elisabeth zu singen.

Absolutes Gehör? Ja, absolutes Gehör. Kein Stimmgerät!

Absolutes Gehör?! Ob es Menschen gibt, die das absolute Gehör für ihr Leben haben, die kein Stimmgerät brauchen, niemand, von dem sie ihren Ton abnehmen?

Absolutes Gehör, nein ich habe es nicht, weder in der Musik , noch im Leben. Wie komme ich zu meinem Ton? Den gibt es wohl schon, tief in mir. Ruhe brauche ich und Zeit ihn wahrzunehmen. Jemand, der den richtigen Ton anspielt, ihn zu erinnern, um meinen zum Klingen zu bringen.

„Der Klang“ so heißt ein Buch von Martin Schleske, einem renommierten Geigenbauer und Autor, der Untertitel lautet: Vom unerhörten Sinn des Lebens.

Überhöre ich den Sinn meines Lebens?! Wer erinnert mich an meinen Ton? Von wem nehme ich den Ton für mein Leben ab?

Ich werde mir wohl mehr Zeit nehmen dürfen, still zu werden, in mich hinein zuhören, meinen Ton zu finden, auf Gott zu hören, der ihn mir in die Seele gegeben hat.

Der Impuls  ergab sich auch durch die Begegnung mit dem Vocalensemlbe „Philomele vocalis“. Einen Livemitschnitt Liedes  „Wie weit ist die Nacht, wie weit?“,  einem Adventslied darf ich Euch zukommen lassen. Ein Adventslied das passt doch nicht ?! – das passt vielleicht doch in unsere Zeit?

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