Wo Himmel und Erde sich berühren

Regenbogen

Wo Himmel und Erde sich berühren

Wo Himmel und Erde sich berühren 1920 2560 Martin Knöferl

„Du begehst ja die Laudes!“

An diese Beschreibung eines Freundes habe ich mich bei den stillen Tagen auf dem St. Georgenberg erinnert.

Während die Mönche das Morgenlob in der Kapelle gesungen haben,

bin ich wie Daheim eine Runde gegangen und habe dabei gebetet und gesungen.

Ich tue das seit vielen Jahren und mein eigenartiges Gefühl hat sich ziemlich verloren.

„Was denken denn die Leute, wenn ich in der Früh durchs Dorf marschiere und dabei auch noch singe?!“

„Morgenstern der finstern Nacht“ (auch wenn die Sonne schon längst scheint), „Wer nur den lieben Gott lässt walten“,

„Die güldene Sonne“ (auch wenn sie nicht scheint) am Brunnen auf dem Friedhof, nach einem Vater unser: „Alle meine Quellen…“

Auf dem weiteren Weg, der an die Paar führt, jahreszeitliche Lieder.

„Zu Bethlehem geboren“ habe ich in der Weihnachtszeit gesungen,

und ich weiß, dass diese mit der Taufe des Herrn endet,

dennoch habe ich weitergesungen (früher dauerte die Weihnachtszeit ja bis Lichtmess!)

und ich kann immer noch nicht damit aufhören.

Vor allem die Strophe „Dich wahren Gott ich finde, in meinem Fleisch und Blut,

darum ich fest mich binde, an Dich mein höchstes Gut.“ hat es mir angetan.

 

Als Lektüre für Lesezeiten bei den stillen Tagen hatte ich das Buch Meister Eckhart von Joel F. Harrington, Siedler-Verlag dabei.

Ich hatte es schon zweimal gelesen, ziemlich anspruchsvoll, keine populäre Zitatenauswahl,

(das Literaturverzeichnis umfasst knapp 100 Seiten).

Herb, es ging mir schwer ein und doch konnte ich es nicht lassen.

Meister Eckhard bemüht sich mit Kollegen

an der bedeutendsten Universität seiner Zeit in Paris um den Gottesbeweis,

der sich nicht finden lässt, dabei entdeckt, spürt Eckhart die Bedeutung der Intuition.

Ich denke an den Aggressionsmodus und an das unverfügbare Resonanzgeschehen.

Eckhart spricht von der stetigen Gottesgeburt im Menschen.

Schwer in Sprache zu bringen.

 

„Da berühren sich Himmel und Erde“

Mir fällt das Lied ein:

Wo Menschen sich vergessen

Wo Menschen die Wege verlassen

Wo Menschen sich verbinden

Wo Menschen den Hass überwinden

Wo Menschen sich verschenken,

Wo Menschen die Liebe bedenken

da berühren sich Himmel und Erde

 

Ich weiß nicht ober der Autor des Liedes Christoph Lehmann, Meister Eckhart kennt.

Und ich weiß nicht, ob Friedrich Spee, von dem „Zu Bethlehem geboren“ stammt, Meister Eckhart gekannt hat.

Ich weiß aber jetzt, warum mir sein Lied so bedeutsam ist,

nicht nur an Weihnachten, Gott will stets in mir geboren werden,

in meinem Fleisch und Blut.

Wie dankbar ich bin, solche Momente erleben zu dürfen,

denn da berühren sich Himmel und Erde.

Martin Knöferl
Beitragsfoto: Elisabeth Wiedemann

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