Wären die Fasern des Holzes mathematisch definierte Linien, dann ließe sich die Wölbung konstruieren, es ließe sich eine Idealform machen, sie wäre vor der Beginn der Arbeit schon festgelegt.
Der Faserverlauf des Holzes ist aber nicht perfekt, darum ist der Werdegang der Gegenwölbung keine Konstruktion, er ist ein Schöpfungsakt.
Worin liegt der Unterschied? Eine Konstruktion ist ein Plan, den das Material erfüllen muss, der Schöpfungsakt einer Geige ist etwas anderes.
Was einzig im Raum steht, ist die Frage, welche Möglichkeiten den gegebenen Holz verheißen sind.
Man achtet auf das Gewordene – was bringt es mit? Man sieht das Werdende, was kann sich entfalten?
Gewachsene Holzfasern könnten einem starren Plan nicht gerecht werden, darum ist das Schöpfungswerk etwas anderes als eine Konstruktion.
Eine Geige zu bauen ist ein Schöpfungsakt, denn nicht das Holz wird hier dem Meister gerecht, sondern der Meister dem Holz.
Er muss sich fragen, was er in den Händen hat. Wie ist das Holz geworden? Was kann aus ihm nun werden?
Der ganze Werdegang der Schöpfung bedeutet: Verheißende Möglichkeiten können sich entfalten.
„Martin Schleske: Der Klang – Vom unerhörten Sinn des Lebens, München 2010“ S. 97
Beitragsfoto: Janina Laszlo 2019
Mitteilungen mitgeteilt
Wieder einmal ein intensives Gespräch, eine „resonante Begegnung“ mit Martin Schleske.
Es freut mich und ich bin sehr dankbar, dass ich Texte aus seinen Büchern mitteilen darf.
Ilona Thalhofer teilt mit uns ein kreatives Geschehen im Filmbeitrag von katholisch1tv:
Martin Knöferl