Das ist eines meiner Lieblingswörter – „aufhören“, schreibt Hartmut Rosa.
Einerseits meint dieses großartige Wort „aufhören“ anhalten, stoppen.
Andererseits heißt das Wort auf – hören,
Dass ich, während ich am Abarbeiten der To-do-Listen bin, mich im Hamsterrad, im rasenden Stillstand verausgabe,
aufwärts höre, nach außen lausche, mich anrufen und erreichen lasse von etwas anderem,
von einer anderen Stimme, die etwas anderes sagt.
Mir ist das Wort nicht so eingängig,
wie fein die Nuance für mich ist, dass ich nicht nur „aufhören“ höre
sondern aufwärts, innwärts höre, mich erreichen lasse…
Stille Tage, ich gönne mir stille Tage
im Benediktinerkloster auf dem St. Georgenberg in Tirol.
Gönne ich sie mir oder mute ich sie mir zu?!
Schon anders, als ich es mir vorgenommen hatte, komme ich nicht los,
ich kann noch nicht aufhören, das muss noch geklärt, das muss noch …
Ich komme erst zur Vesper an.
Stille Tage, kein Gespräch, ein Blick auf das Tablett nur zu Mittag und am Abend,
ph, wie schwer mir das fällt –
Keine Antwort, nur wenn nötig (und wann ist das schon) ein Lebenszeichen – „stille Tage“
Teilnahme am Chorgebet der Mönche, leichte Wanderungen, lesen, viel schlafen…
die Mahlzeiten in Stille, Tischlesung…
Irgendwie warte ich auf ein Resonanzgeschehen, wie Rosa es beschreibt:
Aber plötzlich, plötzlich höre ich auf.
Ich höre auf, da erreicht mich etwas.
Man merkt richtig: Da kommt so etwas wie Atem, eine atmende Weltbeziehung ins Leben,
und genau das ist der Moment, da erreicht mich was, da ruft mich etwas an.
Dann weiß ich noch nicht, was dabei herauskommt, angerufen zu sein,
aber so beginnt ein Resonanzmoment.
Unverfügbarkeit heißt sein Buch
Beim Frühstück fällt mir auf, wie der Kaffee schmeckt,
habe ich jemals schon so intensiv Kaffee geschmeckt?!
Und die Semmel, so ein schönes Gefühl in sie hinzubeißen, hören, riechen, schmecken…
Mir fällt der Geruch der Kapelle auf, ich mag diesen Geruch!
Bei der Wanderung am Nachmittag blühen hunderte, gelbe Blumen am Wegrand, herrlich,
waren die am Morgen auch schon da, oder gestern?
Ohne ein Gespäch, fühle ich wie ich dazugehöre, Blicke, Gesten…
Stille Tage,
da war doch so etwas wie Atem, eine atmende Weltbeziehung,
Anverwandlung?
Martin Knöferl