Ich gönne mir jetzt eine kleine Einsamkeit, meine Tochter feiert ihre Hochzeit.
Die standesamtliche Trauung, die Geschenkübergabe und Gratulation,
der Gottesdienst, das Kaffeetrinken, Gespräche….
wunderbar
Momente der Zweisamkeit konnte ich bei den Beiden beobachten
und mit meiner Frau erleben..
Was für ein Glück!
Die ganze Woche ist mir ein Satz von Hannah Arendt nachgegangen:
„weil wir dazu neigen, hinsichtlich Unterscheidungen nachlässig und unaufmerksam zu sein..“
Das trifft wohl auf viele Bereiche und auf noch mehr Worte zu..
So wurde den Beiden bei der Gratulation gewünscht, dass ihre Beziehung „funktionieren“ möge…
Die Bedeutung des Wortes Einsamkeit hat sich ziemlich verändert,
was wohl sehr schade ist.
Und weil ich der Wirklichkeit von richtig verstandener Einsamkeit auf der Spur bin,
habe ich nach dem Wort „sam“ geforscht:
Das Suffix –sam geht zurück auf das rekonstruierte indogermanische sem mit der Bedeutung
›eins; in eins zusammen, einheitlich, samt‹ und war ursprünglich ein selbstständiges Wort,
was so viel hieß wie ›mit etwas übereinstimmend, von gleicher Beschaffenheit.
Gesellschaft für deutsche Sprache
Was für ein Wort mit einer wunderbaren Wirklichkeit –
So verstanden ist Einsamkeit fast die Voraussetzung für Zweisamkeit.
„und wenn wir, wie des manchmal geschieht,
in der Form des Zwiegesprächs über genau die Dinge zu sprechen beginnen,
mit denen sich Einer von uns, während er noch in der Einsamkeit war, beschäftigte,
dann ist es jetzt so, als ob ich mich an ein anderes Selbst wende,
und dieses andere Selbst, das „allos autos“ hat Aristoteles richtig an den Freund bestimmt.“
Hannah Arendt
Noch ein paar Augenblicke wirklicher Einsamkeit,
bevor ich wieder am Fest teilnehme…..
Ich freue mich auf die erlebte Zweisamkeit meiner Tochter mit Ihrem Mann
und auf unverfügbare Momente von erlebter Zweisamkeit oder gar von Gemeinsamkeit.
Martin Knöferl