Ahmad Milad Karimi, afghanisch-deutscher Religionsphilosoph, Islamwissenschaftler, Übersetzer des Koran, Dichter, Verleger hat ein Buch geschrieben, das ich derzeit mit Gewinn lese.
Was mir bislang gut gefällt: er hebt aus seiner afghanisch-islamisch geprägten Biographie, in der sehr viel Wert auf Poesie gelegt wird, auf das poetische Moment von Unverfügbarkeit ab.
Hier dazu eine kleine Passage aus diesem Buch „Maradona und das göttliche Spiel. Warum das Wesentliche unverfügbar bleibt oder: Von der Poesie des Lebens (Patmos 2023):
„Die Kultur des punktuellen Lebens
verhindert die Dynamik des Lebens,
die allein entschleunigt wahrnehmbar wird.
Wir fragen nach dem letzten Urlaub,
aber nicht der langen Busfahrt zum Flughafen.
Sie scheint öde zu sein.
Das ist sie auch.
Aber wir waren Teil dieser Langeweile.
In dieser Langeweile haben wir geatmet,
geträumt, flüchtig geflirtet,
Plattenbauten am Stadtrand wahrgenommen,
dem lauten Radio des Busfahrers gelauscht,
den Streit eines Ehepaares mitbekommen
oder die stille Zustimmung zweier Liebender,
die unmerklich ihre Hände streicheln,
mit einem Lächeln verinnerlicht.
Die Betrachtungen sind unwiederholbar,
ein-malig, aber vor allem unverfügbar.“Ahmad Milad Karimi