„Unverfügbarkeit“ bewegt mich.
Die Lektüre des Essay hat meinen Blick geschärft wie sehr „überall“ der Geist der Verfügbarmachung herrscht. Auch bei mir.
All mein Planen und Machen, meine Versuche auch gemeindlich irgendwas „herzustellen“ zeigen, dass ich ein Kind dieser Zeit bin.
Eigentlich kann ich es an der Geste der Hände festmachen. Es gibt die Hand, die zugreift, zupackt. Und es gibt die Hand, nach oben offen ist, die bereit ist zu empfangen, sich beschenken zu lassen.
Unverfügbares gibt es nur in der zweiten Haltung.
Wenn ich im Horizont der „Unverfügbarkeit“ bin, dann bete ich auch das Vater unser anders. Jedes Wort ist getragen vom Wissen des Unverfügbaren, das anerkannt sein will und von dem ich alles erhoffen und erbitten darf.
Ich bin erst auf Rilke gestoßen (Gedenkkonzert zur Befreiung des KZ Dachau)
Rilke hat „im Cornet“ die Erfahrung des Unverfügbaren wunderbar beschrieben:
Als Mahl beganns. Und ist ein Fest geworden, kaum weiß man wie. Die hohen Flammen flackten, die Stimmen schwirrten, wirre Lieder klirrten aus Glas und Glanz, und endlich aus den reifgewordnen Takten: entsprang der Tanz. Und alle riß er hin. Das war ein Wellenschlagen in den Sälen, ein Sich-Begegnen und ein Sich-Erwählen, ein Abschiednehmen und ein Wiederfinden, ein Glanzgenießen und ein Lichterblinden und ein Sich-Wiegen in den Sommerwinden, die in den Kleidern warmer Frauen sind.
Aus dunklem Wein und tausend Rosen rinnt die Stunde rauschend in den Traum der Nacht.
(Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke Seite 16)
Engelbert Birkle, Pfarrer in Weilheim
engelbert.birkle@bistum-augsburg .de