Passion
„In unserem Arbeitsbereich wird jetzt das Teflon Prinzip implementiert!“, sagt mir im Supervisionsgespräch eine Frau so, als müsste ich das entsprechend meiner Position kennen.
Teflon Prinzip?, ich kenne Teflonpfannen, meine Frau ermahnt mich regelmäßig, dass sie nicht zu heiß werden dürften.
Schnell wird klar, dass ich mit der Teflonpfanne ganz nah an der Wahrheit bin.
Das Teflon Prinzip lautet: „Alles perlt ab!“
Was ist der Hintergrund, die Hoffnung, was soll dieses Prinzip bewirken?
Wahrscheinlich, dass unangenehme Erfahrungen nicht in mich eindringen, einfach abperlen.
Früher hat man wohl in diesen Situationen empfohlen, sich ein „dickes Fell“ wachsen zu lassen.
Scheinbar, eine ersehnte, eine gute Lösung?!
Aber wenn alles abperlt, wenn nichts mehr das dicke Fell durchdringt, werde ich wohl auch nicht mehr von wunderbaren Momenten berührt, Liebe, Geborgenheit, Sympathie, Freude geht mir nicht mehr unter die Haut. Was für eine schreckliche Vorstellung.
Heute ist der sogenannte Passionssonntag
„Der Mensch ist die Leidenschaft Gottes“
Dieser Satz möchte uns an die Sympathie Gottes erinnern, mit der er unser Leben begleitet. Dass dies nicht nur Lippenbekenntnisse sind, wird im Leben Jesu deutlich.
Im diesem Weg teilt er Erfahrungen, die Menschen in ihrem Leben bewältigen müssen.
„Die, den kann ich gut leiden!“ sagt man im Bayrischen über Menschen, die man gern mag, die man liebt.
Ja, eine Liebe ohne Leidenschaft im Einssein und eine Leidenschaft, die in den schweren Momenten andere aushält, ist wohl nicht realistisch.
Da hat Gott mit Jesus wohl nicht das Teflon Prinzip implementiert, sondern lebt mit uns Passion.
Martin Knöferl
Foto: Dank an Adelheid Weigl-Gosse