Die Flamme

Die Flamme

Die Flamme 640 427 Martin Knöferl

An spätem Herbstabend gehst du über Land.

Um dich her ist es dunkel und kalt.

Die Seele fühlt sich einsam in der toten Weite

Ihr Verlangen sucht umher, wo es haften könnte, aber nichts antwortet.

Der kahle Baum, der kalte Bergzug, die leere Ebene –

Alles tot, sie allein lebendig in der Öde rings.

Da strahlt bei einer Wendung des Weges auf einmal ein Licht auf,

hat es nicht herübergerufen?

Wie eine Antwort auf das Suchen der Seele?

Wie etwas Erwartetes, Zugehöriges?

 

Oder du sitzest spät im trüben Zimmer,

die Wände stehen grau und teilnahmslos, der Hausrat stumm.

Da kommt ein wohlbekannter Schritt;

eine geschickte Hand richtet den Ofen, es knistert drinnen,

die Flamme züngelt auf, und aus dem offenen Türchen fällt roter Schein ins Zimmer,

wohlige Wärme fließt her – alles ist verwandelt.

Wie wenn in einem erloschenen Gesicht

plötzlich freundliches Licht aufleuchtet.

 

Romano Guardini: „Heilige Zeichen“

 

Gern teile ich Euch einen Text, den mir Daniel Rietzler zugesandt hat mit und füge ein Lied vom Lauterbacher Dreigesang („Es wird ein Stern aufgehen“) an.

Martin Knöferl

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