„Besser schweigen und als Narr scheinen, als sprechen und jeden Zweifel beseitigen.“
Abraham Lincoln
Jeder Zweifel muss beseitigt werden. Alle müssen an einem Strang ziehen. Diese oder jene Sache ist alternativlos.
Da wollen wir manches gar nicht so genau wissen und lassen uns auch ganz gern mal anlügen, „wenn die Zweifel durch Sprechen beseitigt“ sind, gibt das ja anscheinend Sicherheit und Halt.
Sicherheit und Halt, ist die Strategie die Angst zu bewältigen, die sich um und in uns ausbreitet.
Sicherheit und Halt – Vertrauen und Haltung sind Worte, die eine ganz andere Wirklichkeit eröffnen.
Lange habe ich gedacht, dass ich, wenn ich mich durch Wahrnehmen im Selbstvertrauen übe, irgendwann den Zweifel hinter mir lassen kann.
Vertrauen ist aber gar kein Vertrauen, wenn es keinen Zweifel gibt.
Der Zweifel fragt nach der zweiten, dritten, vierten, …… Möglichkeit.
Der Zweifel lässt nicht zu, dass irgendetwas alternativlos ist (gut, der Tod).
Er verhindert allzu schnelle Entscheidungen, eröffnet Lösungen.
Der Zweifel ist mein Freund, wenn er mir auch nicht der liebste ist. Er begleitet mein Leben, darauf darf ich vertrauen.
„Im Gott- und Selbstvertrauen legt sich mir“, wie mir ein Supervisand gesagt hat, „der Weg unter die Füße“.
„Stehst du noch auf dem Dorfplatz und schweigst?“, werde ich gefragt.
Ja, ich stehe am Sonntag eine halbe Stunde auf dem Dorfplatz, aber eigentlich stehe ich vielmehr zu mir, zu meiner Angst, als Narr dazustehen, und doch zu spüren, dass ich mir trauen und mich trauen darf.
„Guter Gott, bitte lass das nicht wahr sein,“ seufze ich in verschiedenen Situationen.
Und doch ist es meist zweifellos wahr, so wie auch jetzt.
Verzögern, beschwichtigen, vertuschen, hinhalten, relativieren, Betroffenheit über etwas kundtun, was seit 10 Jahren klar ist, lügen im okkupierten Namen Gottes.
Nur auszuhalten im Kontakt mit Menschen, die versuchen den Glauben lauter und redlich zu leben und darin Kraft und Hoffnung finden.
Danke!
Martin Knöferl
Beitragsgrafik: Aquarell von Christine Euba