„und wenn wir, wie des manchmal geschieht,
in der Form des Zwiegesprächs über genau die Dinge zu sprechen beginnen,
mit denen sich Einer von uns, während er noch in der Einsamkeit war, beschäftigte,
dann ist es jetzt so, als ob ich mich an ein anderes Selbst wende,
und dieses andere Selbst, das „allos autos“ hat Aristoteles richtig als den Freund bestimmt.“
Hannah Arendt
Was für ein Glück, dass ich das erleben darf
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mit einem benediktinisch geprägten Freund spreche ich über die Bedeutung richtig verstandener Einsamkeit
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„habitare secum“ „wohnen bei, in sich selbst“ bringt er in das Gespräch ein
Gregor der Große schreibt das „in sich selbst wohnen“ in seinen „Zweiten Buch der Dialoge“ Benedikt zu.
Gregor erzählt, dass Benedikt (wohl nach einer Krise) zunächst drei Jahre als Einsiedler gelebt habe,
in denen er zu sich selbst gefunden und das Ideal des »habitare secum« erreicht habe.
Der Rückzug in die Einsamkeit und die Selbsterkenntnis sind zentrale Voraussetzungen,
um das »habitare secum« zu erlangen.
Kriterien für das »habitare secum« sind insbesondere beständige Sammlung des Geistes
und Überwachung der eigenen Gedanken und des eigenen Handelns.
Martin Knöferl
Habitare secum (lat. „wohnen bei/in sich selbst“) ist ein Grundbegriff christlicher Spiritualität, der das Ideal bezeichnet, bei sich selbst und mit sich selbst identisch zu sein.
In die christliche Spiritualitätsgeschichte eingebracht wurde der Begriff von Gregor dem Großen (540–604), der den Begriff nicht selbst geprägt hat, sondern den Gedanken aus der antiken Philosophie übernommen hat. Das Motiv des Seins der Seele bei sich selbst erscheint schon bei Platon († 348/347 v. Chr.).[1] Der Begriff »habitare secum« taucht erstmals bei Persius († 62 n. Chr.) auf, der das Ideal eng mit der Selbsterkenntnis verbindet: „Tecum habita: noris quam sit tibi curta supellex.“[2]
Gregor der Große schreibt das Ideal des »habitare secum« in seinem „Zweiten Buch der Dialoge über Leben und Wunder der italischen Väter“ dem Mönchsvater Benedikt von Nursia († 547) zu.