In seinem Buch über die Würde des Menschen,
schreibt Gerald Hüther, dass es neben den Grundbedürfnissen, Essen und Schlafen
zwei weitere Grundbedürfnisse gibt: Verbundenheit und Wirksamkeit.
Ich werde wahrgenommen, ich werde angenommen, bin geborgen, gehalten,
werde getröstet, fühle mich geliebt, es ist gut, dass es mich gibt.
Diese Grundbedürfnisse können wir uns nicht selber stillen.
Auch wenn viele denken, dass sie unabhängig, fit, taff, selbstbestimmt sind,
sein sollten oder müssten, dass sie ihr Glück machen können und müssen,
ist es kein Defizit, wenn ich als Mensch
heilungsbedürftig, erlösungsbedürftig, liebesbedürftig bin und bleibe.
Nein, im Gegenteil. Nein, das ist menschlich!
Eigentlich ist es sogar göttlich.
Gott wird Mensch, er möchte diese Verbundenheit mit uns Menschen spüren, leben
und er möchte spüren, erleben, wie seine Liebe wirksam wird.
Erstaunlich, unsere Bedürftigkeit, unsere Verletzlichkeit macht uns erst menschlich
und Gott teilt sie mit uns.
Was für ein Drama!
mit dem wir heute konfrontiert sind
ein menschliches Drama, ein göttliches Drama!
Jesus, der aus Liebe Mensch wird, kann nicht hinter die Liebe zurück,
sonst wäre sie keine Liebe mehr.
Mit unserer Bedürftigkeit und unsere Verletzbarkeit
sind wir immer zugleich auch mit dem Leiden in Berührung.
Denn wo unsere Bedürftigkeit verletzt wird, da leiden wir.
Ohne die menschliche Verletzbarkeit, die darauf verweist,
dass wir einander anvertraut sind, gäbe es keine Liebe.
Wir bräuchten sie nicht.
Weil wir aber der Liebe bedürftig sind, sind wir einander anvertraut.
Bestünde diese Welt aus leidensunfähigen Wesen,
so gäbe es auch keinen Raum der Liebe.
Das sind zwei Pole der Wirklichkeit,
auf der einen Seite unsere Bedürftigkeit auf der anderen unsere Berufung.
Wir überwinden das Leid nicht, indem wir die Bedürftigkeit unseres Daseins überwinden,
sondern in dem wir Liebende werden.
Liebende können wir nur werden, wenn wir geliebt werden.
Ich bin froh, an einen Gott zu glauben, der uns Menschen liebt,
der dieser Liebe treu bleibt,
in Leid und im Tod – über den Tod hinaus,
denn die Liebe ist stärker, als Leid und Tod.
inspiriert von Gerald Hüther und Martin Schleske