„Leider muss ich sie vor Schmuddelwetter am Wochenende warnen“
sagt die Nachrichtensprecherin zur Ankündigung des Wetterberichts. Sie meint, dass Regen zu erwarten sein könnte.
Ich frage mich, wieso sie nicht sagt: „Freuen sie sich mit der Natur auf den lange ausgebliebenen Regen
und hoffen sie, dass er lange anhält, um das dramatische Absinken unserer Grundwasserbestände abzumildern.“
Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Die Freude meiner Eltern, besonders meiner Mutter war der Wald.
Wir hatten eine hohen Baum, der die anderen überragte, sein Umfang war für mich als Kind enorm, zu dritt konnten wir ihn kaum umfassen.
Und doch lernte ich schon als Kind, dass kein Baum in den Himmel wächst, eine Erkenntnis, die so selbstverständlich ist, dass es nicht die Rede wert ist. Eigentlich sagt man bei uns: „Das weiß ja jeder Depp, dass Bäume nicht in den Himmel wachsen!“
Von daher frage ich mich, wie intelligent Menschen sind, die immer noch vom notwendigen Wirtschaftswachstum sprechen.
Unendliches Wachstum in einer endlichen Welt?!
Eine Gesellschaft ist modern, wenn sie sich nur dynamisch zu stabilisieren vermag, das heißt, wenn sie zur Aufrechterhaltung ihres institutionellen Status quo
des stetigen (ökonomischen) Wachstums, der (technischen) Beschleunigung und der (kulturellen) Innovierung bedarf“
Hartmut Rosa Unverfügbarkeit, S. 15
Dieser Prozess des Verfügbarmachens hat eine „ebenso gewichtige wie paradoxe Kehrseite.
In vielerlei Hinsicht wird die spätmoderne Lebenswelt immer unverfügbarer, undurchschaubarer und unsicherer.
Dies führt dazu, dass in vielen Lebensbereichen die lebenspraktische Unverfügbarkeit zurückkehrt,
allerdings in verwandelter und beängstigender Form, gleichsam als selbst erschaffenes Monster.“ S 124.
Martin Knöferl